25.12.2015
Image
Luqman, seine Frau und seine Kinder sind in Deutschland in Sicherheit - doch der Rest der Familie ist noch im Nordirak. Als Jesiden schweben sie dort ständig in Lebensgefahr - doch alle Versuche von Luqman, sie in Sicherheit zu bringen, scheitern bislang. Foto: Kaveh Rostamkhani

Luqman Sabri (33) lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in Hannover. Er sorgt sich um seine Familie, für Jesiden ist es im Nordirak besonders gefährlich. Luqman will seine Angehörigen auf einem sicheren Weg zu sich holen. Bisher ist eine reguläre Aufnahme in Deutschland aber für sie nicht möglich. PRO ASYL dokumentiert seinen Fall:

„Plötz­lich war der IS da“

Seit die Ter­ror­mi­liz des „Isla­mi­schen Staats“ in der Hei­mat sei­ner Fami­lie auf­tauch­te und alles zer­stör­te, sorgt sich Luq­man Sab­ri beson­ders um sei­ne 15-jäh­ri­ge Schwes­ter und sei­ne Nich­ten: Oft wer­den jun­ge Jesi­din­nen ent­führt und als Skla­vin­nen ver­kauft. Aber auch der Rest der Fami­lie, die frü­her wohl­ha­bend war, muss nun in Zel­ten leben: „Im Win­ter dringt der Schlamm hin­ein und im Som­mer lei­den sie unter der Zelt­de­cke an der Hit­ze“, sagt Luqman.

Krank­hei­ten kön­nen nicht behan­delt werden

Die jüngs­te Toch­ter sei­nes Bru­ders, die fünf­jäh­ri­ge Roz, lei­det an Mor­bus Per­thes, einer Durch­blu­tungs­stö­rung. Luq­man erzählt: „Die Ärz­te sagen, wenn sie nicht behan­delt wird, dann wird sie ihr Leben lang im Roll­stuhl sit­zen. Ich könn­te es mir nicht ver­zei­hen, wenn nur wegen Geld und Gren­zen ein glück­li­ches Leben zer­stört würde.“

Der 33-jäh­ri­ge, der schon seit lan­gem mit sei­ner Frau und sei­nen Kin­dern in Han­no­ver lebt, ver­sucht des­we­gen seit Mona­ten alles, um sei­ne Ange­hö­ri­gen nach Deutsch­land zu holen.

Kei­ne Mög­lich­kei­ten der lega­len und siche­ren Flucht

An ver­schie­de­nen Stel­len hat er sei­ne Bit­ten vor­ge­bracht – doch ein Auf­nah­me­pro­gramm für eine lega­le und siche­re Auf­nah­me ist Sache von Bund und Län­dern. Bis­lang gibt es sol­che Pro­gram­me zumeist nur für syri­sche Flücht­lin­ge – und auch die sind über­wie­gend bereits beendet.

Eine Flucht auf ille­ga­len Wegen hält Luq­man für sei­ne Fami­lie für viel zu gefähr­lich. Er fühlt sich schul­dig: „Seit über einem Jahr, seit dem Mas­sa­ker vom 14. August 2014, bei dem tau­sen­de Jesi­den vom IS ermor­det wur­den, habe ich es nicht geschafft, auch nur eine Per­son aus mei­ner Fami­lie in Sicher­heit zu bringen.“

Engagieren Sie sich für verfolgte Menschen

PRO ASYL berät und unter­stützt vie­le Tau­send Men­schen in ihren oft schwie­ri­gen Flucht­si­tua­tio­nen. Damit Flücht­lin­ge ihre Fami­lie zu sich holen kön­nen, kämp­fen wir dafür, dass beson­ders Schutz­be­dürf­ti­ge auf lega­len und siche­ren Wegen nach Deutsch­land kom­men kön­nen und set­zen uns dafür ein, dass die Auf­nah­me­pro­gram­me für Flücht­lin­ge aus den Kriegs­ge­bie­ten fort­ge­führt und aus­ge­baut wer­den.

Wir freu­en uns über jede Unter­stüt­zung in Form einer För­der­mit­glied­schaft oder einer Spen­de: Spen­den­kon­to-Nr.: 8047300 | Bank für Sozi­al­wirt­schaft Köln | BLZ: 370 205 00 IBAN: DE62 3702 0500 0008 0473 00 | BIC: BFSWDE33XXX

Lega­le Wege feh­len: Wie Flücht­lin­ge in die Hän­de von Schlep­pern getrie­ben wer­den (23.12.15)

„Sie hät­ten nicht ster­ben müs­sen“ – Lega­le und siche­re Flucht­we­ge schaf­fen! (20.12.15)

„Über­all in Syri­en lau­ert der Tod“ – Fami­li­en­nach­zug wei­ter ermög­li­chen (18.12.15)

Fami­li­en gehö­ren zusam­men: Auf­nah­me­pro­gram­me fort­set­zen (10.12.15)